Best-Practice-Beispiele: KKP-Projekte und -Aktionen in Baden-Württemberg

Hier finden Sie eine Auswahl an Aktionen und Projekten im Bereich der Kommunalen Kriminalprävention (KKP), die sich in der Praxis bereits bewährt haben. Bitte beachten Sie, dass die Auflistung nicht abschließend ist. Neue Projekte werden kontinuierlich ergänzt.

Sie sind an einem der Projekte interessiert?
Für nähere Informationen zu einem der aufgeführten Beispiele vermitteln wir Ihnen gerne den Kontakt zur jeweiligen Ansprechperson.

Sie möchten weitere „Best-Practice-Beispiele“ aus Ihrer Kommune bzw. aus dem Zuständigkeitsbereich Ihres regionalen Polizeipräsidiums melden?
Dann wenden Sie sich per E-Mail (gez-kkp@im.bwl.de) oder über das Kontaktformular unserer Website an uns. Wir nehmen Ihr Projekt gerne mit auf.

Aktion Mut schöpfen gegen Gewalt

FRIG

Themenbereich:
Häusliche Gewalt und Gewalt gegen Frauen

Projektziel:
Mut muss immer wieder neu geschöpft werden. Dies kann durch Gespräche und Gemeinschaft mit anderen, durch den Rückblick auf das bereits Erreichte oder durch das Entdecken neuer Handlungs- und Unterstützungsmöglichkeiten ermöglicht werden. Dank des Engagements vieler Institutionen und Einrichtungen sowie vieler Frauen und Männer wurde in Freiburg ein Netz von Beratungsstellen und Schutzangeboten für die Opfer Häuslicher Gewalt aufgebaut.
Viele konnten dadurch wieder Mut schöpfen.
Nach 20 Jahren erfolgreicher vernetzender und interdisziplinärer Arbeit wurde 2018 aus dem „Freiburger Interventionsprojekt gegen Häusliche Gewalt“ die Freiburger Fachstelle Intervention gegen Häusliche Gewalt (FRIG).

Handlungskonzept:
„Wieder Mut schöpfen“, mit diesem Motto führte FRIG zu seinem zwanzigjährigen Bestehen im Juli 2018 in Kooperation mit der Stelle zur Gleichberechtigung der Frau eine Aktion durch, zu der das Frauen-Nottelefon Winterthur inspirierte. Es wurden 448 Gefäße auf dem Rathausplatz in Freiburg aufgestellt, welche durch das selbst geschöpfte Wasser aus dem Rathausplatz-Brunnen eigenhändig befüllt wurden. Diese Gefäße standen stellvertretend für alle betroffenen Frauen und Männer, die 2017 von der Polizei im Stadtkreis Freiburg als Opfer von Partnerschaftsgewalt verzeichnet wurden. Viele von ihnen haben Unterstützung durch die Frauenberatungsstelle gegen Häusliche Gewalt und das Freiburger Frauen- und Kinderschutzhaus gesucht und gefunden.

Zielgruppe:
Opfer häuslicher Gewalt

Laufzeit:
Einmalige Aktion am 25. Juni 2018

Rote Bank Aktion

FRIG

Themenbereich:
Häusliche Gewalt und Gewalt gegen Frauen

Projektziel:
Das Aufstellen der Bank an öffentlichen Orten macht darauf aufmerksam, dass die hohen Zahlen Häuslicher Gewalt innerhalb der Gesellschaft oft unbekannt sind und die Thematik dadurch oft verharmlost wird. Häusliche Gewalt ist noch immer ein Tabuthema, da sie nicht öffentlich stattfindet.
ABER: Häusliche Gewalt geht uns Alle an! Deshalb ist es wichtig, diesem Thema auch im öffentlichen Leben, Raum zu geben. Denn wir alle tragen Verantwortung dafür, dass Häusliche Gewalt minimiert wird. Wer auf der Bank Platz nimmt, setzt ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen. Es ist Aufgabe der gesamten Gesellschaft, zukünftige Gewalttaten gegen Frauen zu verhindern. Hinschauen und auf das Thema aufmerksam machen sind die ersten Schritte dazu. Die bei der Eröffnung angebrachten Blumen symbolisieren Hoffnung, Leben, Hilfe und Unterstützung. Passantinnen und Passanten können die Bank weiterhin mit Blumen schmücken und so Ihrer Haltung Ausdruck verleihen. Die Bank wandert durch die Stadt Freiburg, um möglichst viele Menschen zu erreichen und kann auf Anfrage auch ausgeliehen werden, z. B. von Schulen oder Behörden.

Handlungskonzept:
In Italien ist die Rote Bank ein Symbol gegen Gewalt an Frauen.
„La pancchina rossa“ wurde in Perugia 2016 zum ersten Mal an öffentlichen Plätzen aufgestellt, zahlreiche Städte in Italien folgten (Mailand, Turin, Florenz, Bozen, etc.).
Die Farbe Rot symbolisiert die Farbe des Blutes und setzt damit ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen.
Gleichzeitig steht die Bank als ein Zeichen dafür, dass Plätze frei bleiben, wenn Frauen der Häuslichen Gewalt zum Opfer fallen – rund jeden dritten Tag stirbt in Deutschland eine Frau durch Partnerschaftsgewalt.

Zielgruppe:
Gesamte Gesellschaft

Laufzeit:
Aktuell laufend; seit Dezember 2020

Solidarmodell Anti-Graffiti

Sicheres Freiburg e.V.

Themenbereich:
Anti-Graffiti-Prävention

Projektziel:
•Verhinderung weiterer illegaler Graffiti und Sachbeschädigungen an öffentlichen und privaten Gebäuden in Freiburg
• Verringerung der verursachten Kosten für die Beseitigung von illegalen Graffitis
• Attraktiveres Erscheinungsbild der Stadt Freiburg
• Flächen und Gebäude wirken heller, gepflegter und freundlicher, wodurch das subjektive Sicherheitsgefühl gestärkt wird und bei allen Besuchenden eine positive Wahrnehmung der Stadt Freiburg entsteht

Handlungskonzept:
Seit 2007 gibt es in Freiburg 1-2 Mal pro Jahr einen „Aktionstag Anti-Graffiti“ des Vereins „Sicheres Freiburg e.V.“.
In Zusammenarbeit mit einem Bürgerverein können Hausbesitzende an diesem Tag kostenlos Graffiti entfernen und überstreichen lassen. Hierbei engagieren sich verschiedene Betriebe der Malerinnung Freiburg-Müllheim ehrenamtlich. Unterstützt wird das Projekt von der Polizei und der Jugendhilfe im Strafverfahren der Stadt Freiburg. Mit dem Projekt soll ein konzentriertes Vorgehen rund um illegale Graffiti gewährleistet und die Teilnehmenden vernetzt werden. Das Gesamtkonzept basiert auf mehreren Säulen. Für alle an den Aktionstagen gereinigten Flächen gibt der Verein Sicheres Freiburg e.V. eine 6-monatige Nachstreich Garantie – wenn also in den nächsten sechs Monaten an den gereinigten Flächen Sachbeschädigungen durch Farbschmierereien auftreten, werden diese umgehend kostenlos beseitigt.

Zielgruppe:
• Bevölkerung und Besuchende der Stadt Freiburg
• Immobilienbesitzende
• straffällig gewordene Jugendliche, die über das Projekt Arbeitsstunden ableisten können
• Bürgervereine

Laufzeit:
Aktuell laufend; seit 2007 immer 1-2 Aktionen im Jahr

Sicherheitsfestival „Auf deiner Seite“ der Stadt Esslingen

Esslingen sicherheitsfestival

Themenbereich:
Sicherheit im öffentlichen Raum

Projektziel:
KKP sichtbarer machen und die Bürgerschaft über die Präventionsarbeit informieren.

Handlungskonzept:
Straßenfest, bei dem sich verschiedene Vereine, Einrichtungen und Organisationen zum Thema Sicherheit und Prävention präsentieren und austauschen.

Zielgruppe:
Bevölkerung der Stadt Esslingen und den umliegenden Kommunen

Laufzeit:
Einmalige Aktion am 25. Juni 2022

Erfolgsfaktoren:
• Beteiligung interessanter Aussteller (z. B. Verkehrswacht)
• Kulturprogramm und Aktivitäten für die Besuchenden (z. B. Mitmachaktionen und Infomöglichkeiten über Prävention und Sicherheit)

Jugendschutz bei Festveranstaltungen im Rems-Murr-Kreis

Themenbereich:
Alkoholprävention

Projektziel:
Einhaltung des Jugendschutz- und Gaststättengesetzes

Handlungskonzept:
Die Kommunen im Rems-Murr-Kreis werden über Möglichkeiten des Jugendschutzes im Zuge der Alkoholprävention informiert und passendes Infomaterial bereitgestellt. Zusätzlich wird Festveranstaltenden und dem Verkaufspersonal passgenaue Unterstützung zur konsequenten Einhaltung des Jugendschutzes angeboten.

Neben allgemeiner Beratung durch Kommunale Suchtbeauftragte stehen praktische und kostenlose Materialien zur Verfügung, welche gut sichtbar auf dem Festgelände bzw. an den Verkaufsständen angebracht werden können. Außerdem vermittelt das Infomaterial dem Verkaufs-/ Ausschankpersonal einen Überblick über die gesetzlichen Bestimmungen und unterstützt bei der Alterskontrolle.

Veranstaltende bzw. Verantwortliche werden zukünftig (z. B. im Rahmen von Genehmigungsverfahren) auf dieses Angebot hingewiesen und es wird Infomaterial an Veranstaltende ausgegeben. Das Infomaterial besteht aus praktischen Handlungsleitfäden, die Empfehlungen zu verschiedenen Themen beinhalten (Mitarbeitende informieren und anleiten, Sicherheit, Organisation sowie Empfehlungen im Umgang mit Alkohol und Tabak).

Zielgruppe:
• Jugendliche
• Festveranstaltende
• Ausschank- und Verkaufspersonal

Laufzeit:
Aktuell laufend; seit 2018 immer zu Festzeiten in den Sommermonaten

Finanzierung:
Jugendamt Rems-Murr-Kreis

Erfolgsfaktoren:
• Einfache Durchführung und Abwicklung
• Passgenaues Informationsmaterial

Projekt „Storyteller“

Storyteller Flyer

Themenbereich:
Drogenprävention, Migration und Junge Fahrer

Projektziel:
Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen erkennen anhand der geschilderten Lebensläufe der „Storyteller“, welche Folgen delinquentes Verhalten hat und welche Anstrengungen es bedarf, wieder ein normales und gesetzeskonformes Leben zu führen.

Handlungskonzept:
Beim Projekt „Storyteller“ kommen drei junge Männer bei den Zielgruppen Jugendlicher und junger Erwachsener zum Einsatz, die es geschafft haben, sich aus prekären Lebenssituationen zu befreien und mittlerweile in geregelten familiären und beruflichen Verhältnissen leben. Ein „Storyteller“ hat eine Vergangenheit mit exzessivem Drogenkonsum hinter sich, ein anderer kam als Flüchtling aus Gambia nach Deutschland. Der dritte „Storyteller“ verursachte kurz nach seinem 18. Geburtstag mit seinem Auto alleinbeteiligt einen Verkehrsunfall, bei dem er sich Verletzungen zuzog, die ihn querschnittsgelähmt machten.

Zielgruppe:
Jugendliche und Heranwachsende

Laufzeit:
Aktuell laufend; Beginn 2018

Finanzierung:
Förderverein für Kriminalitätsvorbeugung und Verkehrssicherheit e.V.
(Eine Initiative von Stadt-/ und Landkreis Tuttlingen und der Polizei BW)

Erfolgsfaktoren:
• Verfügbarkeit eines geeigneten Coaches für die „Storyteller“
• Vernetzung mit den Schulsozialarbeitenden als Türöffner in die Schulen
• Finanzmittel des Fördervereines, ohne die die Umsetzung des Projektes nicht möglich gewesen wäre.

„Heilbronner Nachbarn sehen HiN“

Themenbereich:
Einbruchschutz

Projektziel:
Ziel ist es, mit einfachen, aber wirksamen Mitteln aufmerksame Nachbarinnen und Nachbarn zu gewinnen und die Öffentlichkeit für die Einbruchsprävention sowie die Eigenvorsorge zu sensibilisieren. Teilziele:
• Subjektives Sicherheitsempfinden verbessern;
• Tatgelegenheiten vermindern;
• Eigenvorsorge und Verhaltensprävention fördern;
• verbesserte Kommunikation zwischen Bürger und Polizei für eine effektive und effiziente Intervention durch die Polizei.

Handlungskonzept:
Aufbauend aus einer ersten Konzeptidee im Dezember 2017 werden in fünf kurzen, flotten und prägnanten Kernaussagen wesentliche Verhaltenstipps für den Einbruchsschutz präsentiert. Diese Kernaussagen sind:
a) Heilbronner Nachbarn sehen hin – und helfen sich. („Mein Ersatzschlüssel liegt bei meiner Nachbarin und nicht unter der Türmatte.“)
b) Heilbronner Nachbarn sehen hin – und posten clever. („Dass ich nicht zuhause bin, erzähle ich meinem Nachbarn. Aber nicht der ganzen Welt im Internet.“)
c) Heilbronner Nachbarn sehen hin – und packen an. („Manchmal trage ich meiner Nachbarin die Einkäufe. Dafür schaut sie im Urlaub nach meiner Wohnung.“)
d) Heilbronner Nachbarn sehen hin – und rufen an. („Wenn mir in meiner Straße etwas merkwürdig vorkommt, wähle ich 110.“)
e) Heilbronner Nachbarn sehen hin – und schließen ab. („Ich achte auf geschlossene Fenster und Türen. Damit wir im Haus nur willkommene Gäste haben.“)

Diese fünf Botschaften werden jeweils von verschiedenen Personen aus der Heilbronner Bevölkerung und Umgebung präsentiert: Eine Familienmutter, eine junge Bloggerin, ein Mann mit Migrationshintergrund, eine Rentnerin und ein berufstätiger junger Mann. Jede Person soll sich mit den Darstellerinnen und Darstellern leicht identifizieren können. Deshalb werden keine professionellen Models, sondern „echte“ Heilbronner Gesichter für die Kampagne eingesetzt. Dieser lokale Bezug dürfte für die Pressearbeit von Vorteil sein. Außerdem wurden die zu vermittelnden Botschaften so gewählt, dass sie den werbesprachlichen Anforderungen genügen. Eine weitere Besonderheit des Präventionsprojekts ist, dass der Bürgerschaft mit Hilfe der Schlüsselbotschaften ein einfacher, aber wirksamer Einbruchschutz vermittelt werden soll. Und zwar so, dass sich die Bürgerinnen und Bürger aufgeschlossen und neugierig mit dem sensiblen Thema „Einbruchschutz“ (= Schutz vor Kriminalität!) auseinandersetzen können. Damit sollen nicht nur die Vorteile eines effektiven Einbruchschutzes dargestellt, sondern vielmehr die Gefühlsebene des Betrachtenden positiv angesprochen werden. Dadurch soll eine tatsächliche Verringerung der Kriminalitätsängste der Bevölkerung erreicht werden und Ängste nicht unbeabsichtigt erzeugt werden.

Die Kampagne und Kernaussagen sollen mit Hilfe von verschiedenen Medienformaten öffentlichkeitswirksam platziert werden:
• Plakate für den öffentlichen Straßenraum
• Flyer/Poster, z. B. für publikumsintensive städtische Dienststellen wie Bürgerämter, Planungs- und Baurechtsamt, aber auch bei den polizeilichen Beratungsstellen.
• Animationsfilm (Videoclip) für Internet/soziale Medien und ggf. Kinowerbung
• Roll-up für Foyers in städtischen Gebäuden (z. B. Rathaus) und Informationsveranstaltungen.
• Die Medienformate werden eigens für die Kampagne entwickelt.

Die Kampagne ist nach den Maßstäben des neuen Markenauftritts der Stadt Heilbronn „HiN“ zu gestalten (Styleguide CI Heilbronn). Der Videoclip zeigt den Inhalt des Flyers als Fotoanimation mit animierten Textpassagen und/oder andere Elemente. So werden die Kernelemente für den Betrachter kurz und prägnant präsentiert. Im Stil orientiert sich der Videoclip an der Plakatserie und dem Flyer sowie der CI der Stadt Heilbronn, damit die Kampagne durch die einzelnen Formate einen möglichst hohen Wiedererkennungseffekt erzielt.

Zielgruppe:
1. Junge Erwachsene
2. Mittleres Lebensalter
3. Familien
4. Senioren
5. Sonstige (z. B. breite Öffentlichkeit)

Laufzeit:
Aktuell Laufend; seit März 2022; geplante Laufzeit ca. 1 Jahr

Finanzierung:
• Produktionskosten für Plakate, Flyer + Video = 6.150 EUR
• Schaltungs- und Druckkosten für Medienformate = 2.550 EUR
• Summe = 8.700 EUR
• Maximale Förderung durch das Land = 9.000 EUR

Erfolgsfaktoren:
• Gesicherte Finanzierung
• Professionelle Beratung
• Engagierte Projektleitung mit Handlungsspielraum
• Einprägsame Plakate und Flyer als Projektergebnis

Erreichbarkeit

Tel.: 0711 231 5550
E-Mail: GeZ-KKP@im.bwl.de

Adresse

Ministerium des Inneren, für Digitalisierung und Kommunen Baden-Württemberg

Willy-Brandt-Straße 41
70173 Stuttgart
Deutschland