COMMUNITIES THAT CARE (CTC)

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Schwerpunkt­thema 2024

Mit Beschluss des Lenkungsgremiums stehen derzeit zwei Themenfelder als Schwerpunktthemen für 2024 im inhaltlichen Fokus: „Gewalt gegen Beschäftigte im öffentlichen Dienst“ sowie die Umsetzung der Präventionsstrategie „Communities That Care“ (CTC) im Rahmen eines Pilotprojekts. Für beide Bereiche laufen derzeit die inhaltlichen Arbeiten. Umgesetzte Maßnahmen und andere Neuigkeiten zum Schwerpunktthema „Communites That Care“ werden jeweils hier veröffentlicht. Die GeZ KKP legt seit dem Jahr 2024 einen Schwerpunkt auf diesen Themenbereich.

Grundlagen

Aus der Forschung ist bekannt, dass verschiedene Umstände („Risikofaktoren“) in den Bereichen der Familie, der Schule, der Gleichaltrigen und des sozialen Umfelds die Wahrscheinlichkeit des Auftretens dieser Verhaltensprobleme erhöhen. Bestimmte Schutzfaktoren können diesen Risiken entgegenwirken. CTC konzentriert sich auf diejenigen Risiko- und Schutzfaktoren, deren Wirkung wissenschaftlich nachgewiesen ist und die sich auf einer lokalen Ebene beeinflussen lassen. Das Ausmaß dieser Faktoren für ein bestimmtes (Teil[MF(1] -)Gebiet kann durch eine repräsentative Befragung der Jugendlichen aus diesem Gebiet gemessen werden - durch die CTC – Schülerbefragung. Diese standardisierte Fragebogenerhebung versetzt die kommunalen Akteure in die Lage, die für die jeweilige Gemeinde oder den Stadtteil wichtigsten Faktoren zu priorisieren. Diese vorrangigen Faktoren können nun durch einen akteursübergreifenden Ansatz angegangen werden. Bei CTC werden Programme und Maßnahmen empfohlen, deren Wirksamkeit nachgewiesen ist oder die ausreichend erfolgversprechend sind. Dafür wurde die Datenbank „Grüne Liste Prävention“ entwickelt (www.grüne-liste-prävention.de).

Bildliche Darstellung - Grünes Licht für Prävention
Umsetzungsphasen
Bildliche Darstellung zum Ablauf COMMUNITIES THAT CARE

Umsetzung

Die Umsetzung von CTC vor Ort erfolgt in fünf aufeinander aufbauenden Phasen

Gesamtübersicht über in Deutschland verfügbare evaluierte Präventionsprogramme für die Zielgruppen Kinder und Jugendliche

Zur Gesamt­übersicht


Phase 1

Bereitschaft, Voraussetzungen und Rahmenbedingungen klären

In dieser Vorbereitungsphase kommen alle relevanten Personen und Organisationen (z. B. politische Verantwortungsträger, Schulen, Fachverwaltungen) vor Ort zusammen, um sich auf gemeinsame Grundlagen zu einigen und Handlungsschwerpunkte zu entwickeln. Die Einführung der CTC-Strategie ist ein Prozess, der auf einer aktiven Teilnahme einer möglichst breiten „Koalition“ von Schlüsselpersonen, Organisationen, Behörden und Bewohnerinnen und Bewohnern in einem Gebiet aufbaut.

Phase 2

Organisationsstrukturen einrichten

In dieser Phase werden Akteurinnen und Akteure gewonnen, die den lokalen CTC-Prozess unterstützen und begleiten. Hierfür wird eine kommunale Lenkungsgruppe eingerichtet oder ein bestehendes Lenkungsgremium dazu benannt, das aus Personen mit einem direkten Einfluss auf die Politik, die Zuweisung von Finanzen oder die öffentliche Meinung (z. B. Bürgermeister, Dezernenten, Schulleiter etc.) besteht. Daneben wird ein lokales Gebietsteam als die treibende operative Kraft hinter allen ortsbezogenen Aktivitäten von CTC eingerichtet, das aus Vertretungen verschiedener lokaler Organisationen, Behörden und Vereinen besteht. Es hat sich bewährt, diese Gruppen aus bestehenden Strukturen (z. B. Kommunale Präventionsgremien, Stadtteilrunden etc.) heraus einzurichten.

Phase 3

Erstellung eines datengestützten Kommunalprofils

Um die Bedingungen zu untersuchen, unter denen Kinder und Jugendliche in der Modellkommune aufwachsen, wird eine Schülerbefragung an weiterführenden Schulen durchgeführt. Mithilfe dieser Befragung wird ermittelt, welche Risikofaktoren für eine ungünstige Sozialentwicklung in den Sozialräumen einer Kommune eine besonders bedeutsame Rolle spielen und welche Schutzfaktoren gezielt gestärkt werden müssen. Für diese Befragung wird ein bewährter Fragebogen vom CTC-Team online zur Verfügung gestellt.

Die Auswertung der Befragung erfolgt automatisiert und bildet die Grundlage für einen Kommunalbericht, der es Kommunen erlaubt, fundierte Entscheidungen über eine bedarfsgerechte Prävention treffen zu können. In der CTC-Befragung werden 22 Risiko- und 16 Schutzfaktoren untersucht. Die Risikofaktoren wurden als gemeinsame Ursache für ganz unterschiedliche Problemverhaltensweisen (z.B. Jugendgewalt, Delinquenz, Schulabbruch, Drogen- und Alkoholmissbrauch oder vorzeitigem Schulabbruch) nachgewiesen. Gleichzeitig wird analysiert, welche Schutzfaktoren in Familien, Peer-Gruppen oder Nachbarschaften gestärkt werden müssen. Diese wissenschaftlichen Befunde verleihen der Prävention im Rahmen von CTC hohe Relevanz: Gelingt es relevante Risikofaktoren zu minimieren und Schutzfaktoren zu stärken, kann man gegen unterschiedliche Problemverhaltensweisen vorgehen, noch bevor sie entstehen. Im Rahmen der CTC-Befragung entsteht ein Überblick, welche Risiko- und Schutzfaktoren besonders stark und welche eher schwächer in einer Kommune ausgeprägt sind. Auf dieser Grundlage lässt sich eine Präventionsstrategie steuern, die zielgerichtet und wirksam ist, noch bevor Problemverhalten auftritt.

Daneben wird auch abgefragt, wie verbreitet Problemverhaltensweisen unter Jugendlichen aktuell sind. Dies gibt einerseits Aufschluss darüber, wie sich Kinder und Jugendliche in einer Kommune bislang entwickeln konnten und ob möglicherweise ein akuter Interventionsbedarf besteht.

Die beteiligten Akteurinnen und Akteure treffen eine Auswahl der zwei bis fünf wichtigsten Faktoren für die weitere Arbeit und analysieren das bestehende Präventionsangebot auf Lücken und Überschneidungen in Bezug auf die ausgewählten Faktoren.

Phase 4

Aktionsplan erstellen

Auf dieser Basis wird dann ein gemeinsamer Aktionsplan erstellt, der sowohl messbare als auch überprüfbare Zielvorstellungen für bestehende und neue Programme beinhaltet. Bei Bedarf kann auf eine Liste mit evaluierten Präventionsangeboten zugegriffen werden, die vom Landespräventionsrat Niedersachsen entwickelt wurde (www.gruene-liste-praevention.de). Diese Empfehlungsliste liefert eine Gesamtübersicht über in Deutschland verfügbare evaluierte Präventionsprogramme für die Zielgruppen Kinder und Jugendliche, jeweils bewertet nach der Güte des erbrachten Wirkungsnachweises.

Somit kann auf die priorisierten Schutz- und Risikofaktoren eingewirkt werden, um Problemverhalten zu verringern. Unterschiedliche Beteiligungsformen können hierbei die Wirksamkeit der einzelnen Maßnahmen noch weiter erhöhen.

Phase 5

Aktionsplan umsetzen

In der letzten Phase wird der CTC-Prozess etabliert und langfristig abgesichert. Hierzu werden beispielsweise Organisationsstrukturen geschaffen und die Nachbesserungen gemeinsam mit dem CTC-Netzwerk erörtert. Die ausgewählten Programme und Maßnahmen sollen hier nachhaltig in den

beteiligten Einrichtungen wie Kitas, Schulen, Familienbildung, Jugendarbeit etc. verankert werden. Fortschritte und der mögliche Bedarf an Nachsteuerung sind messbar, wenn eine Wiederholung der Schülerbefragung alle 2 -3 Jahre erfolgt.

Verbreitung

CTC wurde Ende der 80er Jahre in den USA entwickelt. Im Rahmen eines erfolgreichen Modellversuchs gelang es dem Landespräventionsrat Niedersachsen CTC auf deutsche Verhältnisse zu übertragen. Seither wird CTC in vielen Kommunen und landesweit bereits in Niedersachsen umgesetzt.

Aufgrund des auch außerhalb von Niedersachsen gewachsenen Interesses an CTC, hat der Landespräventionsrat Niedersachsen 2018 gemeinsam mit der Stiftung Deutsches Forum für Kriminalprävention (DFK) und dem Deutschen Präventionstag gGmbH (DPT) eine Bundestransferstelle für CTC eingerichtet. Aufgabe der CTC-Transferstelle ist es, die aktuelle Forschung als auch die Entwicklung der CTC-Strategie in Deutschland weiter voranzutreiben. Neben der Entwicklung und Weiterentwicklung von Lern- und Lehrmaterial steht auch die Qualifizierung der CTC-Akteurinnen und -akteure in den Kommunen und auch auf Landesebenen

im Mittelpunkt der Aktivitäten der CTC-Transferstelle. Unter Einbeziehung einer Lernplattform wurde 2020 u.a. ein modernes Blended-Learning-Curriculum für CTC entwickelt. Seit 2021 werden CTC-Landesmultiplikatorinnen und -multiplikatoren in den Bundesländern ausgebildet, die interessierte Kommunen bei der Umsetzung von CTC begleiten und unterstützen sollen.

Bild und Darstellung - Angebote CTC-Bundestransferstelle
Stärken von CTC

Für die Kommunen ist die Umsetzung und Anwendung von CTC mit verschiedenen Vorteilen verbunden.

  • Als Präventions- und Implementierungsstrategie ermöglicht es CTC Kommunen bedarfsgerecht, wirksam und nachhaltig Präventionsmaßnahmen für Kinder und Jugendliche zu verankern.

  • Die jeweiligen Präventionsmaßnahmen orientieren sich immer an den konkreten, individuell ermittelten Bedarfen vor Ort (keine Standardlösungen). Dabei werden vorhandene Ressourcen und Schutzfaktoren in der Kommune ebenso in die Betrachtung einbezogen wie die Rahmenbedingungen für die Umsetzung von Maßnahmen.

  • Interessenten können auf praxisbewährte und nachgewiesenermaßen wirksame Prozesse, Instrumente und Maßnahmen zurückgreifen. Zudem erhalten sie Beratung und Unterstützung durch geschulte CTC-Multiplikatorinnen und- Multiplikatoren.

  • Zu den Prozessen, Arbeitsschritten und Inhalten von CTC sind Schulungsmaterialien erarbeitet worden, die sowohl für das Selbststudium als auch für Multiplikatoren Schulungen vorliegen. Interessenten können damit auf einen großen Informations- und Materialfundus zurückgreifen.

  • Durch die Einbindung aller relevanten Akteure vor Ort in den CTC-Prozess entsteht ein Präventionsnetzwerk, in dem sich die Beteiligten kennenlernen, Vertrauen und Kooperationsbeziehungen aufbauen können.

Weitere Informationen über CTC

CTC in Baden-Württemberg

In BW gibt es bereits einzelne Kommunen (z. B. Landkreis (Lkr.) Breisgau-Hochschwarzwald), die CTC eigenständig umsetzen. Allerdings bestehen keine Strukturen auf Landesebene, die diesen Prozess unterstützen. Genau diesen Umstand möchte die GeZ KKP in Zukunft ändern und CTC in Form eines Pilotprojektes mit Modellkommunen testen. Daneben wird der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald (BH) CTC fortführen.

Ende März 2023 fand die von der CTC-Bundestransferstelle durchgeführte 2,5-tägige CTC-Kompaktschulung in Stuttgart statt, an der sowohl Vertretungen von Kommunen (Mannheim, Lörrach und BH) als auch von landesweit agierenden Behörden bzw. Institutionen teilnahmen. Damit sind neben der GeZ KKP jetzt auch Vertretungen vom LKA BW, Zentrum für Schulentwicklung und Lehrerqualität, Landesfamilienrat BW, Sozialministerium und dem Institut für Bildungsanalyse BW als CTC-Landesmultiplikatoren qualifiziert.

Diese Schulung war der Auftakt des CTC-Pilotprojekts mit dem Landkreis Lörrach, welches zunächst auf eine Dauer von zwei Jahren angesetzt ist und durch die GeZ KKP sowie die weiteren Landesmultiplikatoren begleitet wird.

Der Landkreis Lörrach als Modellkommune wird alle fünf Phasen des CTC- Prozesses durchlaufen und gleichzeitig durch regelmäßige Standort-Schulungen der CTC-Bundestransferstelle unterstützt werden. Nach dem Ende des CTC-Pilotprojektes ist anhand der Evaluation der Modellkommune und aller Projektbeteiligten über eine Überführung des CTC-Piloten in den Echtbetrieb zu entscheiden.


Unterstützt wird der CTC-Pilot durch ein CTC-Netzwerk auf Landesebene, das sich neben der GeZ KKP aus weiteren Landesmultiplikatoren zusammensetzt:

2024 hat die GeZ KKP das nächste Treffen mit den CTC-Landesmultiplikatorinnen und -multiplikatoren angesetzt, um hier das weitere Vorgehen zu besprechen und die Beteiligungsmöglichkeiten der einzelnen Akteurinnen und Akteure zu prüfen.

Aktueller Sachstand des CTC-Pilotprojekts mit dem Lkrs. Lörrach

Seit dem Start des CTC-Pilotprojekts mit dem Landkreis Lörrach am 1. April 2023 haben diese in der ersten Phase des CTC-Prozesses Gespräche mit möglichen Kooperationspartnern der Stadt Lörrach, der Stadt Weil, der Gemeinde Steinen sowie des Gemeindeverwaltungsverbands (GVV) Schönau bzw. Region oberes Wiesental geführt. Die Stadt Lörrach, die Gemeinde Steinen und der GVV Schönau haben ihre Beteiligung am CTC-Prozess verbindlich zugesagt. CTC wird in den Kommunen als Instrument im Rahmen der Jugendhilfeplanung eingesetzt. Weitere bereits involvierte Kooperationspartner sind das staatliches Schulamt Lörrach, das Referat Prävention des Polizeipräsidiums Freiburg, und die Liga der freien Wohlfahrtspflege (Lenkungsausschuss Sozialstrategie).

Der Landkreis Lörrach plant im Jahr 2024 die CTC-Kinder- und Jugendbefragung (Phase zwei) durchzuführen. Die hierfür notwendige Genehmigung des Regierungspräsidiums Freiburg liegt bereits vor. Anschließend kann der Lkr. Lörrach in die dritte Phase des CTC-Prozesses einsteigen.

Haben Sie ebenfalls Interesse an CTC?

Falls Sie sich ebenfalls eine Mitwirkung an dem CTC- Pilotprojekt der GeZ KKP als Landesmultiplikator/in vorstellen könnten oder eine Modellkommune kennen, die interessiert an einer Teilnahme wäre, können Sie sich gerne bei uns melden.

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